Philipp-Reis-Schule / Gelnhausen

Schulneubau 1951 und die Jahre danach

Der Obermarkt- wirtschaftliches und kulturelles Zentrum der Barbarossastadt über einige Jahrhunderte - war auch über viele Jahre der Mittelpunkt der Schullandschaft.
Außer der Bürgerschule (Volksschule) gab es hier auch die Oberrealschule, die in den fünfziger Jahren zu einem  Gymnasium umstrukturiert wurde und die Augustaschule, eine Mädchenschule mit einer kleinen Knabenabteilung.
 
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Bedingt durch enorme Bevölkerungsverschiebungen und Flüchtlingsströme in der Nachkriegsszeit, gab es hier wie überall eine nicht endenwollende Schulraumnot. Auslagerungen auf mehrere Gebäude im Stadtgebiet waren die Folge.
Als zuständiger Schulträger entschloss sich die Stadt Gelnhausen zu einem Neubau für die Volksschule. Standort sollte das Gelände oberhalb des zweiten Mauerrings, in der Nähe des Schifftores, sein, das bereits 1928 von der Stadt als Bauplatz für eine Volksschule erworben worden war.
 
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Ein Teil des Gebäudes war bereits errichtet, als am 25.6.51 die offizielle, feierliche Grundsteinlegung erfolgte - in Gegenwart von Bürgermeister Frey, Schulrat Weisbrich, Dekan Maue, Pfr. Boden, Regierungsrat Wagner und Landrat Kreß.
 
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Das Richtfest war bereits im September und die Einweihung des 1. Bauabschnitts erfolgte am 16.10.1952. Rektor Landsiedel leitete bis zum Abschluss der gesamten Baumaßnahmen 1956 die Schule.
Die Bauzeit war für die damalige Zeit fast rasant. Ist das vielleicht die Erklärung dafür, dass man vergaß, Toiletten einzuplanen? Die Notlösung für Notfälle wurde eiligst im Keller eingerichtet. Die hübschen Emailleschilder "Mädchen" und "Knaben"  vor den Putzmittelräumen zeugen heute noch davon.
Das neue Gebäude umfasste außer den Klassenräumen und dem Verwaltungszimmer auch eine Zwei-Zimmer-Hausmeisterwohnung.
 
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Der Schwerpunkt der "Mädchenbildung", der Hauswirtschaftsunterricht, konnte noch nicht stattfinden, er wurde weiterhin 'Am Steinbrunnen' im Gebäude der alten Stadtbibliothek abgehalten.
Für die Errichtung des 2. Bauabschnitts ließ man sich nicht allzu lange Zeit. Bereits im März 1955 war Baubeginn, und die Einweihung erfolgte in Gegenwart einer stattlichen Delegation von Nachkommen des Namensgebers dieser Schule: Philipp Reis. Auch der zuständige Regierungspräsident Noelle war angereist.
 
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Man hatte das Hauptgebäude  verlängert  und ein neues, aufwendiges Treppenhaus war hinzugefügt worden. Es erhielt zum Hof hin ein großes Glasmosaikfenster.
Diesmal wurden auch geräumige Toilettenanlagen erbaut, die in dieser Form über 30 Jahre lang halten mussten. Der neuerstandene Seitenflügel hatte zwei Aufgänge und helle Räume mit zwei Fensterfronten. Die Raumgrößen sind bis zum heutigen Tage angenehm bei einer Klassenstärke von gut 20 Schülerinnen und Schülern. Leider waren bis zu Beginn der 70 Jahre oft 50 Schüler hier versammelt.
 
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Im Jahr 1956 wurde Herr Hadlich Rektor der Schule.
1962 startete die Stadt das nächste Vorhaben: den Bau einer Turnhalle. Die Jahnhalle war für  die ständig wachsende Schülerschar zu klein geworden.
Am 6.3.1964 wurde die Halle eingeweiht - mit einem großen Raum im Obergeschoss und einer kleineren Gymnastikhalle.
Bereits im Winter 1964 gab es die ersten Bundesjugend-Winterspiele!
Ostern 1966 übergab Rektor Hadlich die Leitung der Philipp-Reis-Schule an seinen ehemaligen Kollegen, Herrn Rektor Martin.
Große Baumaßmahmen folgten in den folgenden Jahrzehnten nicht mehr. Die Schule veränderte sich "innerlich". Die Schülerzahlen stiegen in den 60er Jahren gewaltig an. Es gab kaum noch eine Klasse unter 45 Schülern. Um allen gerecht zu werden, Begabungen zu fördern, Schwerpunkte zu setzen und, um Schule einfach interessant zu machen, wurden Fachräume eingerichtet.
Ein großer Musikraum im Obergeschoss und ein naturwissenschaftlicher Raum im neuen Eingangsbereich befanden sich seit dem 2. Bauabschnitt im Schulgebäude. Der Seitentrakt bekam einen Werkraum .
Der absolute Höhepunkt, der Gipfel der Modernität, entstand im Untergeschoss des Seitentraktes: das Sprachlabor. Aus Kostengründen wurde diese Medienlandschaft in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule eingerichtet und auch genutzt. Die Folge war leider, dass selten mehr als die Hälfte aller Plätze störungsfrei war.
Nach und nach entsorgte man die alten, mit Tintenfässern bestückten Klappbänke. Die Symbole für unverrückbaren Frontalunterricht!
 
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Kleinere Umbauten waren notwendig, als die Schule zum zentralen Stützpunkt für Vorklassenkinder wurde. Dazu musste die ehemalige Hausmeisterwohnung hergerichtet werden. In einem Klassenraum des Seitentrakts entstand nach einigen Jahren der "Notunterkunft" in Klassenräumen, ein Raum, der für die Bedürfnisse der Betreuungsschule ausgestattet wurde.
Der langjährige Konrektor, Herr Kessler wurde 1983 Schulleiter.
Im Laufe der Jahre entstanden, zum Teil  durch engagierte Lehrer oder Projektförderung, ein Fotolabor und ein Keyboard-Raum, in dem die Schülerinnen und Schüler der Klassen 5 und 6 wöchentlich unterrichtet wurden. Auch der vorbildliche Schulgarten und die Teichanlage konnten in intensiver Zusammenarbeit von Lehrern, Schülergruppen und Eltern angelegt werden.
Zur Unterstützung des Schwerpunktes "Hinführung zur Arbeitswelt" wurden zwei Werkräume speziell für den Unterricht in Holz- bzw. Metallverarbeitung  ausgestattet.
Früher als in vielen anderen Grund- und Hauptschulen förderte man den ITG Unterricht und baute systematisch den Computer-Klassenraum aus.
Die verschiedenen Klassenräume und besonders die Fachräume wurden über Jahrzehnte von der Volkshochschule mitgenutzt. Die Gelnhäuser Sportvereine sind seit Anbeginn Gäste im Schulgebäude.
Auch die Musikschule belegt die Räume regelmäßig.
Glücklicherweise kamen und kommen die Gäste nur nachmittags und abends. Die Raumnot wurde für die Schule in 90er Jahren zu einem Riesenproblem. 29 Schulklassen suchten allmorgendlich eine Unterkunft! Dafür war die Schule nicht ausgelegt. Auch die Nutzung eines Raumes von zwei Klassen (nacheinander!) half nur kurze Zeit.
Über mehrere Jahre waren vier Klassen im Gebäude der Grundschule in Höchst untergebracht. Das brachte zwar Entlastung, aber jede Menge organisatorischer Probleme und eine Bindungslosigkeit der Kleinen an ihre Philipp-Reis-Schule. Die Kollegen waren täglich gezwungen (oft mit überhöhter Geschwindigkeit) zwischen den Schulen hin und her zu pendeln.
Höchste Zeit für eine Lösung!
Am 3.11.1993 wurde die Dependance - im Volksmund Westschule - eingeweiht. 8 Klassenräume waren in der alten amerikanischen Zahnklinik entstanden und schülergerecht umgebaut worden. Das war eine Freude für die Schulkinder! Für die Schulleitung ergab sich, wenn auch nur für kürzere Zeit, die wohl einmalige organisatorische Herausforderung: Konstruktion eines Stundenplanes für eine Schule an drei Standorten, mit einer Entfernung von etwa 4 Kilometern.
 
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In dieser heißen Phase begann die Tätigkeit von Herrn Rektor Funk, der schon als Konrektor viele Jahre prägend die Schule führte.
Mittlerweile mussten nur noch zwei Standorte versorgt werden. Dank moderner Fax-Technik erreichen der tägliche Vertretungsplan und aktuelle Informationen die Außenstelle bereits am frühen Morgen.
50 Jahre lang veränderte sich die Schule!
Eine Innenrenovierung war nur einmal notwendig, den neuen Außenanstrich bekam sie 1997.
 
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